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[   Band 2 Brief 122:    Caroline an Humboldt     Paris, 17. Dezember 1804   ]


Ich bin seit Freitag so glücklich gewesen, drei Briefe von Dir
zu bekommen, und Alexander war so gütig, mir seinen Brief mit
zu kommunizieren. Wie tief schmerzt es mich, daß Du auf eine
indirekte Art den Tod unsrer süßen Louise erfahren hast. Ach, freilich
war sie den 22. Oktober schon tot, allein ich wollte es Dir nicht
schreiben, um Dir die Unruhe über meinen eigenen Zustand bei dem
gewaltsamen Entwöhnen zu ersparen. Ich hoffe, daß Dir der Brief
nicht verloren gegangen sein soll, in dem ich Dir alle Umstände
ihrer kurzen Krankheit und ihres Hinsterbens geschrieben habe.
Über Wilhelm und Louisen kann ich mit Alexander nicht reden, er
versteht kein Mutterherz. Ach, so fern werden sie nun ewig aus-
einanderliegen, und die ein Schoß trug, wird nie dieselbe Erde
vereinen! Doch tönt mir eine Stimme des Trostes in der Seele,
und die Hoffnung, daß die Bande der Liebe ewig sind und daß
etwas ist, was dem dunklen Schicksal des Lebens Bedeutung und
Klarheit gibt. Ich sehne mich in Deine Arme und werde mich da
aussprechen und ausweinen. Die Kinder sind jetzt wohl, und Theodor
hat nie eine bessere Periode gehabt. 
Ich danke Dir für Deine Nachrichten von der Krankheit. Wir
werden uns hüten, Toskana zu berühren. Das Gelbe Fieber ist
immer etwas Fürchterliches, besonders da die Erfahrung in Spanien
zeigt, daß es wiederkommt. Der General Moreau hat es im
Böhlschen Hause auf dem Lande bei Cadix gehabt und ist durch-
gekommen.
Lebe wohl, mein teures Herz. Ewig Dein.

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