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[   Band 2 Brief 68:    Caroline an Humboldt     [Erfurt], 4. Mai 1804   ]


zügliche Art. Ach, hätte ich doch sein Leben mit dem meinen erhalten
können! Küsse tausendmal die Adel, die süße, sie hat viel Ähnlichkeit
mit ihm, auch Gabrielen grüßt Mutter. Adieu, Geliebtester, Bester.
Vom 28. Mai bis 4. Juni bin ich in Weimar — den 18. spätestens
in Paris. Adieu.


69. Humboldt an Caroline                             Rom, 5. Mai 1804

Ich habe heut einen entsetzlichen Posttag gehabt, liebe Li,
und nun tut es mir so leid, daß ich Dir nur werde wenige
Zeilen schreiben können. Aber es ist spät, die Hand ist mir
ganz lahm, und wir haben schon 22 Grad Wärme; es ist himmlisch.
Daß Du Arme das nicht auch genießest! Das tut mir so oft jetzt
leid. Ich habe heute an alle Potentaten zugleich schreiben müssen. Es
ist großer Lärm in Rom. Berneguis ist an Frankreich ausgeliefert,
und Cassini reist auf Befehl des Kaisers von Rom ab, doch läßt er
das Wappen. Der Papst hat bei seiner Abschiedsaudienz geweint,
und der arme Consalvi *) kann leicht draufgehn. Er ist seit mehreren
Wochen krank und hat jetzt viel Blut gespuckt. — Montag war ich
mit dem Prinzen in Albano, L’Ariccia und Palazzuola. Ein himm-
lischer Tag, wo ich ewig an Dich gedacht habe. Zu unserm Grabe
konnte ich nicht kommen, weil Benedetto nicht da war. Aber wie
ist mir alles wieder lebendig geworden. Ich habe jetzt auch die
Büste von Keller, ich mag sie aber immer noch nicht, doch findet
jeder, daß etwas Ähnlichkeit darin ist. Es tut mir jetzt, so oft ich
Dein Bild ansehe, immer aufs neue leid, daß wir ihn nicht malen
ließen. Aber wir glaubten ihn so sicher zu haben! —
Ich habe Deine beiden Briefe vom 7. und 11. April bekommen
und danke Dir herzlich. Auch freue ich mich unendlich über die

———
*) Vgl. S. 150.

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