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[   Band 2 Brief 30:    Humboldt an Caroline    Berlin, 9. Mai 1797   ]


wir je nicht hierher, so wäre es immer möglich, es dann wieder los
zu werden. Allein daran dächte ich nicht. Ich will es dann Dir
schenken, damit Du es ganz nach Deinem Sinn einrichten kannst.
Ich werde mir die möglichste Mühe geben, Haugwitz in gute Dis-
position mir dahin zu setzen. Denn es macht mir eine erstaunliche
Freude, Dir Tegel ganz allein übergeben zu können und nicht mehr
fürchten zu dürfen, daß es uns doch einmal aus den Händen ginge.
— — — So siehst Du, bin ich hier in ewigen Geldgedanken. Wie-
viel schöner war es in Jena, mit Dir, mit den Kindern, mit meinen
Arbeiten. — Gentz ist ganz wie sonst, der Konkurs hat gar keinen
Effekt gemacht, und leider fürchte ich, daß er doch noch einige Ver-
sicherungen auf den Überrest gegeben hat. Von Dir spricht er mit
der alten Anbetung und grüßt Dich herzlich. — Brinkmann hat für
mich jetzt kein andres Interesse als die Metrik und die Hexameter.
Er hat auch Xenien gemacht und verspricht Beiträge zum Almanach,
doch hat er mir noch nichts gezeigt. —— Umarme die guten, lieben
Kinder und lebe innigst wohl!


31. Humboldt an Caroline                    Berlin, 12. Mai 1797

Du hast also jetzt, liebe Li, das getan, was Dich so viel
kostete; der gute kleine Theodor ist also nun schon acht
Tage entwöhnt — — — —. Ich zähle die Stunden bis
zu Deinem nächsten Briefe. Wenn auch alles noch so gut geht,
ist das Entwöhnen doch immer mit Schmerz und mit Angst ver-
bunden, und recht unlieb ist’s mir, daß gerade Papa und das Bild
jetzt kommen und Dich noch außerdem mit Langeweile plagen. Dazu
die Kinder, die, so gut sie auch sind, Dir doch sicher viel Lärm und
Unruhe machen. Schreibe mir ja, gutes Wesen, recht treu und wahr,
wie es Dir geht, verbirg es mir nicht, wenn es minder gut wäre; so

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