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[   Band 2 Brief 25:    Caroline an Humboldt     Jena, 1. Mai 1797   ]


dorff empfiehlt sich Dir aufs beste. Er ist gestern morgen um 5 Uhr
abgereist und wird unser Quartier zum 1. Juni bestellen.
Caroline wird dieser Tage herkommen, ihren Knaben inokulieren
zu lassen. Warum sie nur nicht früher den Entschluß gefaßt hat,
so wäre sie bei mir geblieben. Sie selbst hat mir nicht geschrieben,
Lolo habe ich des bösen Wetters wegen seit vier Tagen nicht gesehen;
diese Nachrichten hat mir nur Alexander gebracht, der bei Schiller
war. Caroline will nicht bei mir logieren, sondern, da Schiller in
den Garten zieht, in Lolos Hause. Warum, weiß ich nicht.
Goethe war Sonnabend und Sonntag hier. Er war einmal
bei mir, aber traf mich nicht allein. Er ist sehr freundlich und
grüßt Dich herzlich. Alexander scheint ihn bewogen zu haben, jetzt
seine optischen Versuche liegen zu lassen und seine anatomischen
herauszugeben.
Papa kommt den 5. und das Bild den 6. Mai. Papa reist
den 10. wieder ab.
Was magst Du machen, mein liebes Wesen? Wo magst Du
wohnen? Das ist mir immer so fatal, wenn ich nicht weiß, wie es
um die herum aussieht, die ich liebe und an die ich denke.
Grüße Brinkmann *) und verheiße ihm einen Brief. Alle Juden,
die Hagen **) usw. versteht sich von selbst. Adieu, mein bestes Kind,
ich umarme Dich in Gedanken.


26. Humboldt an Caroline                 Berlin, 2. Mai 1797

Endlich, liebe Li, bin ich in Berlin, und wie in Berlin!
Davon hast Du keine Idee: Es ist so ein Wirrwarr
rund um mich her, so eine Konfusion in allen Dingen,
daß ich nicht weiß, wo ich anfangen soll, Dir zu erzählen. Also

———
*) Vgl. S. 15. — **) Vgl. Bd. I.

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