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[   Band 2 Brief 15:    Humboldt an Caroline    [Weimar, vermutlich 2. April 1797]   ]


14. Caroline an Humboldt                       [Jena], 19. Januar 1797

Liebes, trautes Wesen. Es verlangt mich, Dir noch ein Wort zu
sagen, und Euch, meine geliebten Kinder. Ich hoffe, wir bleiben
zusammen. Blieben wir nicht, teurer Bill, so bleibe meinem
Andenken hold und den süßen Kindern, auch dem kleinen Wesen, das ich
erwarte. Erzähle ihnen allen etwas von der Mutter, die sie geliebt hat
über alles. Verzeih mir meine Schwachheiten, ich habe Dein schönes,
reines Wesen doch gewiß tief erkannt und unendlich geliebt. Lebe wohl.
Wenn Du Emilien bei den Kindern behältst, besonders meine
ich bei dem jüngsten, und sie führt sich ganz nach Deinem Willen
auf, so wünsche ich, daß Du ihr 300 Reichstaler schenkest, wenn
das Kleine so weit ist, daß Du seiner körperlichen Pflege wegen
ihrer nicht mehr bedarfst.
Ich umarme Dich tausendmal. Grüße und küsse Carolinen *),
wenn sie wieder herkommt, und ihr liebes Kind. Meine Kinder sind
in Deinem Herzen, wie Du und sie alle ewig in dem meinen.

 ———

Frau v. Humboldt blieb den Ihrigen erhalten, konnte sich indessen
nicht recht erholen, und Humboldt, der von einer südlichen Reise viel für
ihre Genesung erhoffte, traf seine Vorbereitungen für eine längere Abwesen-
heit von Deutschland. Er besuchte im April den Vater Dacheröden in Erfurt
und kehrte auf dem Hin- und Rückwege bei Goethe ein.


15. Humboldt an Caroline    [Weimar, vermutlich 2. April 1797]

Ich bin recht glücklich im prächtigsten Wetter hier ange-
kommen und habe Goethen sehr munter und freundlich
angetroffen. Er hat sich sehr nach Dir erkundigt und
versichert, daß er Dich gewiß noch sehen würde. Ich esse heut

———
*) Carolines Ehe mit Beulwitz war 1794 getrennt worden; sie hatte sich
mit Wilhelm v. Wolzogen vermählt. Das einzige Kind aus dieser Ehe war
der 1795 geborene Sohn Adolf.

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