< zurück      Inhalt      vor >                                          
[   Band 1 Brief 129:    Humboldt an Caroline    [Berlin], Sonntag abend, 13. Februar 1791   ]


wie Papa sich nimmt freut mich unendlich und übersteigt meine
Erwartungen bei weitem. Nie habe ich mir vorgestellt, daß er mit
so wenig Mühe von feinen Lieblingsideen zurückkommen würde.
Ich erwarte nun seinen Brief, beantworte ihn bald, bereite hier
einige Menschen vor und komme dann im April zu Dir. Da
können dann mit Papa die letzten Arrangements getroffen werden,
und nach meiner Zurückkunft nehme ich meinen Abschied, und der
Tag ist dann da, der uns auf immer vereint. Daß es Dir ist wie
mir, daß Du ihr noch nicht vertrauen kannst, der einzig schönen,
jetzt so freundlich nahen Hoffnung. Erst einer von des andern
Armen umschlungen, werden wir sie fühlen und uns ihrer Gewiß-
heit freuen. Getrennt ist alles so tot, und kein Gefühl heiteren
Glücks, kein Überlassen gewisser Freuden kommt in das arme
Herz. An Deinem Busen erst werd ich mich wieder fühlen, da
erst unser unendliches Glück in seiner ganzen Fülle empfinden. Jetzt
ist nur eine Sache, die mich noch beunruhigt, das Etablieren in
Erfurt. Es ist zu viel Kommunikation zwischen Erfurt, Weimar,
Gotha und hier, daß dies nicht erfahren würde. Ein eigentliches
Etablieren da ist doch unerlaubt, weil es außerhalb Landes ist, und
kann uns einmal in sehr unangenehme Verlegenheiten setzen. Ein
paar Monate im Winter da zu wohnen, würde nur wie eine Reise
angesehen und könnte kein Bedenken haben. Aber wenn wir uns
aufs ganze Jahr ein Quartier mieten, den größten Teil des Jahres,
wie Papa, da zubringen, da ist es zu offenbar, wenn wir auch im
Sommer ein paar Monate in Burgörner sind, daß wir eigentlich
in Erfurt wohnen. Auf alle Fälle kann das den Hauptplan, das
freie, unabhängige Leben, nicht stören, und ich werde sehen, was zu
tun ist. Lebe wohl! teure, einziggeliebte Seele! Du meine Li!

                                                                       404